Next generation coffee

Innovation und selo

Innovation, ein Wort, häufig benutzt, im negativen als auch im positiven Zusammenhang. Es geht im weitesten Sinn darum, ein Problem zu lösen. Etwas wird weiterentwickelt, angepasst oder komplett neu erschaffen, alte Strukturen werden aufgebrochen, verfahrene Prozesse werden neu aufgerollt..
Foto credits: Yannes Kiefer
Foto credits: Yannes Kiefer



“Etwas” kann dabei alles mögliche sein, das Auto, welches autonomisiert wird, damit weniger Unfälle passieren oder das Handy, dessen Akku zwei Tage aushält und damit die Power Bank obsolet macht. Diese Perspektive auf Innovation ist geprägt von Nützlichkeit und angetrieben von dem Wunsch nach Verbesserung. Doch nicht alles, was sich Innovation nennt, stößt eine positive Entwicklung an und nicht alles was als solche gefeiert wird, folgt uneigennützigen Absichten. Natürlich geht es Unternehmen, die in Innovationen investieren, auch darum, mehr Gewinn zu machen. Gelungene Innovationen fördern den Umsatz und generieren neue KäuferInnen. Dieser Aspekt ist es wahrscheinlich, der viele Menschen die guten Intentionen eines Unternehmens hinterfragen lässt, wenn diese von Innovation sprechen. (Mal abgesehen davon, dass das Wort “Innovation” alles und nichts heißen kann).

Hauptsache neu ist deswegen nicht der Ansatz, den wir bei selo verfolgen. Unser Innovationsprozess ist bewusst. Er orientiert sich zwar an dem Streben nach Fortschritt und Verbesserung, ist aber nicht getrieben von blinden Wachstumsansprüchen.

Es geht darum, das Leben besser zu machen, für unsere ProduzentInnen im Herkunftsland und unseren KonsumentInnen hier in Deutschland. Im sich schwerfällig wandelnden Kontext Kaffeemarkt nehmen wir uns zur Maxime, Alternativen und neue Ideen anzubieten. Dabei stellen wir einen Bezug zu Themen wie der unfairen Bezahlung von Kaffeebauern, den oft undurchschaubaren und komplexen Liefernetzwerken hinter kommerziellen Kaffeemarken oder der mangelnden Qualität vieler Kaffeeprodukte her. Wir haben den Anspruch an uns selbst, nicht in unproduktive Routinen zu verfallen, sondern trotz unserer jungen Unternehmensgeschichte nicht auf bestehenden Produkten sitzen zu bleiben. Deswegen können wir mittlerweile eine diverse Auswahl an selo Kaffeeprodukten vorweisen: Angefangen bei unserem ersten Getränk, das noch auf der Kaffeekirsche basierte, selo coffee fruit, weiter zu seiner auf grünen Kaffee basierenden Alternative selo green coffee, hin zu selos geröstetem Kaffee und jetzt, ganz aktuell, dem selo caffeine water.

Im Kaffeemarkt mit seiner Jahrhunderte langen Tradition sehen wir viel Potential für Erneuerung, sei es in der Produktion, in der Art der Handelsbeziehungen oder der Rezeptur. Innovation lässt sich also nicht nur aus der wirtschaftlichen Perspektive denken, sondern auch als Treiber von Verbesserungen auf sozialer und ökologischer Ebene, und als Warnsystem, das Mißstände und Fehlentwicklungen aufdecken und angehen kann.


Um das Thema Innovation noch direkter mit unserem Unternehmen zu verbinden, hat Laura Zumbaum, die Gründerin von selo, ein paar Fragen beantwortet.

Laura, wie kommst Du auf neue Produktideen?

Ich folge da keinem systematischen Prozess, zumindest nicht bei der Ideenfindung.

Ein Zeitungsartikel kann Inspiration sein, ein Gang durch den Kiez, ein Tag in der Natur, ein Gespräch unter Freunden. Meist treffe ich an ganz unterschiedlichen Orten immer wieder auf ein Thema, das relevant scheint – und beginne es dann zu recherchieren und mit anderen Menschen aus mehreren Sichtweisen heraus zu diskutieren.

Was sind deine Erfahrungen -  ist der deutsche Getränkemarkt offen für Innovationen?

Grundsätzlich hat die (zumindest damalige) Erfolgsgeschichte von Bionade und durch den Aufstieg von fritz kola im Anschluss für eine neue Offenheit auf dem Getränkemarkt gesorgt – dies kommt uns "neuen" Getränkeherstellern absolut zu Gute. Ehrlicherweise wird der deutsche Kunde tendenziell leider trotzdem nicht mit Faktoren wie Neugier oder Innovation gekrönt, wenn es um den Verzehr von Lebensmitteln geht. Auch sind wir hier extrem preisgetrieben, trotz des vergleichsweise hohen Durchschnittseinkommen.

Standort Berlin - ist die Hauptstadt tatsächlich so innovationsfreundlich?

Berlin zeigt Offenheit und Flexibilität und erfreut sich somit einer unglaublichen Beliebtheit, ganz grundsätzlich in Bezug auf den Konsum von Lebensmitteln, Kunst und Kultur, etc. Das Publikum hat Lust auf "Alternativen", doch ob die Stadt als Instanz wirklich innovationsfreundlich ist? Politisch passiert hier meiner Erfahrung nach nicht unbedingt mehr als in Köln oder Hamburg.

Mit der zahlreichen schon existierenden Auswahl an Getränken - denkst Du es wird in der Zukunft zunehmend schwieriger auf neue Ideen zu kommen?

Es gibt eine große Auswahl, das ist korrekt – doch auch extrem viel Raum für Verbesserung von bestehenden Konzepten. Das geht bei den meist konventionellen Rohwaren los, bei der noch sehr präsenten Plastikflasche und dem Kunststoffetikett weiter – bis hin zu Produktionslinien, die noch lange nicht so ressourcenschonend sind, wie sie sein könnten und müssten. Natürlich gibt es längst mehr Produkte als wir benötigen um den Durst zu löschen – doch bedarf es noch viel Kreativität und Veränderung auf dem Markt, sprich zu tun ist genug.