Mit diesem Artikel möchten wir unsere Bemühungen bezüglich der SDGs demonstrieren, die gleichzeitig aufregen und überzeugen. Die große Herausforderung in diesem Kontext bleibt aber die praktische Umsetzung im täglichen Leben, ob auf privater oder geschäftlicher Ebene.
SDGs - Sustainable Development Goals
Stellvertretend für globale Nachhaltigkeitsziele steht die Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Die Agenda 2030 bildet eine breite Palette an Herausforderungen ab, die global und auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft gelöst werden müssen. Essenzieller Bestandteil der Agenda sind die 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die 17 Kernfelder und jeweils untergeordnete Ziele beschreiben.
Die Agenda berücksichtigt dabei insbesondere, dass die Probleme, die es zu lösen gilt, nur global und in Partnerschaften angegangen werden können. Am Beispiel Klimawandel wird diese Bedeutung klar: Dem Weltklima ist egal, dass Costa Rica seinen Strom aus nahezu 100% erneuerbaren Energien bezieht, wenn die USA 2500 km weiter nördlich einfach weiter schädliche Klimagase ausstoßen. Globale Zusammenarbeit ist für messbare Erfolge unabdingbar.
Globale Zusammenarbeit meint hier nicht nur Zusammenarbeit auf institutioneller Ebene, also zwischen Ländern bzw. Regierungen, sondern explizit auch Zusammenarbeit zwischen institutionellen und privaten Akteuren.
[Die Rolle von selo soll hier in diesem Zusammenhang der globalen Agenda 2030 eingeordnet und näher beschrieben werden. Außerdem wird darauf eingegangen, wie wir diese Rolle verstehen und versuchen, einzunehmen. In diesem Bereich bewegen wir uns auf der inhaltlich geprägten – und somit eher angestrebten und teilweise (noch) theoretischen Beziehung zu globalen Nachhaltigkeitszielen. Im zweiten Teil dieses Artikels findet auch die direkte Beziehung Gehör, d.h., wie und in welchem Bereich tragen selo und Co. zum tatsächlichen Erreichen der SDGs bei.]
Warum weisen Institutionen und SDGs selbst, privatwirtschaftlichen Akteuren eine explizite Rolle zu? Und warum fühlen wir uns davon (vielleicht im Gegensatz zu großen Konzernen) besonders angesprochen?
Viele der SDGs (nicht alle!) beziehen sich auf die Länder des Globalen Südens, die sogenannten „Entwicklungsländer“. Alle SDGs sind fokussiert auf Nachhaltigkeitsthemen. Grob formuliert, können also alle privaten Akteure, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, „Partner der SDGs“ sein. Insbesondere die Unternehmen, die mit Ländern des Globalen Südens zusammenarbeiten. In einem breiten Verständnis fallen hierunter nicht nur Unternehmen wie selo, sondern auch globale Konzerne, z.B. die Mitglieder des Global Compact.
Es lässt sich jedoch ein entscheidender Unterschied zu letzteren Unternehmen feststellen. Während klassische, global agierende Konzerne mit ihren Produkten ausschließlich ein Konsumbedürfnis stillen, verbreiten selo und ähnliche Unternehmen mit ihrem Produkt eine Botschaft, die über das Produkt hinausgeht. Diese Botschaft ist es, die uns von klassischen Unternehmen unterscheidet und die uns in den Kontext der SDGs einordnen lässt. Ein Produkt soll nicht nur verkauft werden, ein Unternehmen soll nicht nur wirtschaften, um Geld zu verdienen, sondern verfolgt ein Ziel, das über das Produkt selbst hinausgeht. Ein wunderbares Beispiel ist das Projekt ConflictFood. Mit hochwertigen Produkten wie Safran aus Afghanistan oder grünem Tee aus Myanmar stillen sie ein Bedürfnis nach Genuss, aber eben nicht ausschließlich. Sie verbreiten mit und über ihre Produkte die Geschichten von Menschen und Ländern, welche die Produkte anbauen, die wir konsumieren. Damit bauen sie eine Brücke von KonsumentInnen zu den Menschen und Ländern des Globalen Südens, sowie zu ihren Problemen.
Auch bei selo verfolgen wir diesen Ansatz. Unser Produkt soll nicht nur ein wachmachendes und leckeres Getränk sein, sondern verschiedene Botschaften vermitteln – dass Kaffee eine Ware ist, die am Weltmarkt gehandelt wird und von der tausende KleinfarmerInnen weltweit abhängig sind, dass wir von vielen Produkten in unserem Alltag nicht wissen, woher sie kommen, dass unternehmerisches Denken und faire sowie direkte Partnerschaften sich nicht ausschließen müssen. Viele tolle Unternehmen verfolgen einen ähnlichen Ansatz und engagieren sich für Zwecke, die mit den SDGs, bzw. deren Erfüllung in Verbindung stehen.
Gemeinsam schaffen diese Unternehmen damit eine Art Plattform und Aufmerksamkeit für die SDGs, ohne die eine globale Nachhaltigkeitsagenda nicht zu erfüllen ist.
Selbstverständlich sind wir und andere genannte Unternehmen nicht unfehlbar und versuchen uns stetig zu verbessern. Zum Beispiel erzeugt auch die Produktion und Distribution unserer Getränke einen Fußabdruck, den wir weiter verkleinern wollen. Wir beschäftigen uns damit, wie wir mit neuen Technologien, wie z.B. der Blockchain unsere Wertschöpfungskette transparenter gestalten können. Und wir denken ständig darüber nach, wie wir unseren Impact noch erhöhen, sei es durch Partnerschaften oder andere Ansätze.
Unser Einfluss
Wie können wir eine direkte Beziehung zwischen den SDGs und unserem Wirken herstellen?.
Um eine physische Wirkbeziehung zwischen unserem Einfluss und den SDGs herzustellen, reicht es nicht einfach die Liste der SDGs durchzugehen und zu überlegen, an welcher Stelle eine Wirkung erzielt wird - wir würden wieder beim inhaltlichen Ansatz landen. Vielmehr ist ein genauerer Blick in die Logik hinter den SDGs, so wie sie von der UN gestaltet wurden, nötig.
Jedes der 17 Ziele ist unterteilt in Unterziele, sog. Targets. Jedem dieser Targets ist ein Indikator zugeteilt, der die Erfüllung des Targets messen soll. Ein Ziel ist demnach erreicht, wenn die Indikatoren einen vorher festgelegten Wert erreichen, der ein Target als erfüllt indiziert. Für eine physische Beziehung zwischen dem Wirken einer Initiative oder eines Unternehmens und den SDGs sind die angesprochenen Indikatoren also essenziell. Um das zu konkretisieren, kurz ein Beispiel anhand des Ziels Nummer 12: „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster“
Ein zugehöriges Target und seine Indikatoren lauten:
„By 2030, achieve the sustainable management and efficient use of natural resources“
Indikator 1
„Material footprint, material footprint per capita, and material footprint per GDP“
Indikator 2
„Domestic material consumption, domestic material consumption per capita, and domestic material consumption per GDP“
Dieses Beispiel steht sinnbildlich für den Charakter der SDGs: Ihre Erfüllung ist oft von Indikatoren abhängig, die von einzelnen Akteuren entweder schwer zu adressieren oder sehr schwer zu messen sind. Zu der Zeit als wir noch die Kaffeekirsche verwenden durften, haben wir sicherlich dazu beigetragen den Materialverbrauch in Relation zum BIP zu reduzieren, aber konnten wir das genau messen, oder konnten wir stichhaltig beweisen, dass wir zu diesem Ziel beitragen? Eher nicht.
Genau hierin liegt das Problem. Die meisten SDGs (nicht alle) sind so formuliert, dass das Erreichen oft an nationale Indikatoren gekoppelt ist. Also an Indikatoren auf einer Makro-Ebene, die von kleinen Akteuren nur schwer zu adressieren sind. Auch wenn es Ziele gibt, die einfacher zu adressieren sind (Z.B. Bildung für alle), stellt sich für kleine Akteure letztlich die Frage, wie sinnvoll es ist, das eigene Wirken, bzw. die Bilanz des eigenen Wirkens exakt, also im Sinne einer physischen Wirkbeziehung an die SDGs zu koppeln.
Ein genauer Blick in die Logik der SDGs zeigt also, dass kleine Akteure dieser Art nicht oder nur in geringem Umfang zum Erreichen der SDGs beitragen können. Auch ohne auf einen in Zukunft angestrebten, größeren Hebel verweisen zu müssen, können Unternehmen und Initiativen sich allerdings immer noch auf die oben beschriebene inhaltliche Beziehung stützen, um ihr Wirken mit den SDGs in Verbindung zu setzen.
Die SDGs sind nicht nur für Institutionen, sie sind ein Appell für uns alle, aktiv zu werden, wo wir können. Ob durch unseren Konsum, Teilnahme an Veranstaltungen, Mitarbeit in einer Initiative oder durch das Gründen eines eigenen Unternehmens!
Stay tuned!