Unser Handelsmodell

Im Gespräch mit Herrn Lütvogt von der Auburg Quelle

Herr Lütvogt leitet den Familienbetrieb Auburg Quelle im schönen Naturpark Dümmer. Wir sind sehr glücklich in seinem Betrieb einen wertvollen Partner gefunden zu haben, der unsere Werte teilt und unsere Getränke mit viel Expertise abfüllt. Wir haben Herrn Lütvogt Fragen genau zu eben diesen geteilten Werten gestellt und über die nachhaltigen Produktionsbedingungen in seinen Anlagen gesprochen.

Herr Lütvogt, mit dem Bau ihrer neuen Lagerhalle schaffen Sie gleichzeitig Deutschlands größtes Gründach für Biodiversität – Aus welcher Motivation ist dieses Projekt entstanden? 

Wir legen viel Wert auf das Thema Nachhaltigkeit in unserem Unternehmen. Wenn ein Unternehmen wächst und man bauen muss, stellt sich die Frage, wie man das ökologisch verträglich gestalten kann. Das ist bei einer Lagerhalle von 10.000 qm Größe nicht ganz einfach, da dabei immer Ressourcen verbraucht werden und Fläche versiegelt wird. Da schien es eine kluge Lösung zu sein, sich über das Thema Gründach Gedanken zu machen. Das heißt einen Teil der floralen Fauna, die man vernichtet, wieder eine Etage höher neu zu schaffen. In den meisten bisherigen Gründächern, die teilweise auch aufgrund von Auflagen in Deutschland entstehen, wird mit relativ dünnen Substratschichten auf den Dächern gearbeitet. Dadurch können in der Pflanzendecke nur absolut trocken-verträgliche Arten wachsen. Wir haben mit der Größe unseres Daches von 10.000qm und einer deutlich höheren Substrat-Dichte wirklich ein Leuchtturm Projekt gestartet. Dort wollen wir regional typische Pflanzen ansiedeln um einheimische Insekten, wie Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge etc. einen Lebensraum zu geben. Es wird eine Dachlandschaft gestaltet werden, mit Sandinseln für Wildbienen, Feuchtstellen als Tränken für Vögel und Totholz als Nistplätze für Insekten, um eine möglichst Artenreiche Pflanzen- und Tierwelt zu schaffen. Unterstützung haben wir von der Hochschule Osnabrück. Der Lehrstuhl für Agrarwissenschaft und Landschaftsarchitektur befasst sich speziell mit solchen Projekten mit regional typischen Saatgut. Die Hochschule freut sich natürlich, dass sie direkt vor der Haustür eine solche große Fläche hat, um ihr Forschungsvorhaben weiter in der Praxis zu erproben. 

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge? 

Die Halle ist jetzt so gut wie fertig. Die Umsetzung der Maßnahme für das Gründach wird ab September erfolgen. Im Moment ist es dafür noch zu heiß und zu trocken. Die Bepflanzung wird im Frühherbst erstellt werden, sodass mit dem ersten Bewuchs im März zu rechnen ist.

Dann werden die ganzen Pflanzen und Vögel ab dem nächsten Frühjahr vom Gründach profitieren?

Genau! Es werden sowohl Pflanzen und Setzlinge gepflanzt als auch Saatgut wirklich gesät, das dann erst keimen muss. Die spannende Frage ist, wie sich die von Menschenhand eingebrachte Fauna entwickeln wird. Mit der Zeit setzt ein natürlicher Prozess ein, wodurch einige Pflanzen wegbleiben und sich andere Pflanzen ansiedeln, die über Wind und Tiere eingetragen werden. Spannend ist auch welche Insekten sich mit der Zeit einfinden werden. Die Hochschule wird die Entwicklung der Biodiversität mit einem Monitoringprogramm begleiten. Wir sind in einem ländlichen Raum der landwirtschaftlich intensiv genutzt wird. Deshalb können wir davon ausgehen, dass die Fläche die wir jetzt schaffen deutlich Artenreicher sein wird, als die Fläche, die wir mit dem Bau versiegelt haben. 

Gibt es bereits Ideen oder Pläne die Ergebnisse und Erfahrungswerte mit anderen Unternehmen, der Öffentlichkeit und Politik zu teilen? 

Zum einen wollen wir Besuchergruppen den Zugang zum Dach ermöglichen und zum anderen wird es einen Raum geben in dem die Hochschule die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren kann. Zusätzlich haben wir erfreulicherweise die Nachricht bekommen, dass das Gesamtprojekt auch mit EU-Mitteln und Mitteln des Landes Niedersachsen gefördert werden wird. Das wird mit Sicherheit auch dazu beitragen, dass die Öffentlichkeitswirkung verstärkt wird. Unsere Zielsetzung ist es dieses Projekt über die Kommune und die Hochschule hinaus bekannt zu machen und sowohl Privatleute, als auch Unternehmen auf den Geschmack zu bringen. 

Was wäre nötig um solche Vorhaben landesweit voranzutreiben? Beispielsweise Förderungen, Gesetze oder bloßer Wille? 

Der Bau bzw. die Flächenversiegelung ist eines der großen Umweltthemen in der Bundesrepublik. Wir haben immer noch einen erheblichen Flächenfraß für Verkehrs- und Gewerbeflächen und neue Baugebiete. Wir versiegeln mit unserer Halle ca. 1 Hektar und man muss sich vorstellen, dass bis vor Kurzem jeden Tag 100 Hektar vernichtet wurden. Momentan sind es ca. 70 Hektar und die Bundesregierung verfolgt ein Programm, diesen Flächenfraß auf 30 Hektar pro Tag zurückzufahren. Die Anforderungen für Neubauten werden von Seiten des Gesetzgebers höher werden. In einzelnen Bundesländern, Bayern und Baden-Württemberg beispielsweise, ist ein Gründach für Gewerbebauten bereits verpflichtend vorgeschrieben, es sei denn man installiert Photovoltaik. Es liegt am Gesetzgeber über Regelungen tätig zu werden, wobei man heute sagt, dass Verbote nicht förderlich sind. Die andere Art und Weise wäre es Gründächer zu fördern. Das macht meines Wissens nach die Stadt Hamburg, die Gründächer mit 30% bezuschusst. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass diese Themen gerade in den Großstädten der Republik innerhalb kürzester Zeit eine enorme Bedeutung erlangen werden. Durch den Klimawandel haben wir das Thema, dass Städte sich in den heißen Sommermonaten zusätzlich aufheizen und Temperaturen erreichen, die 5-6°C über denen im Umland liegen. Dafür sind Gründächer perfekt. Sie können zur Abkühlung und Lärmminderung in Großstädten beitragen. Städtische Räume werden ein Eigeninteresse daran entwickeln, wenn Wohn- und Lebensraum in der Stadt zukünftig noch sinnvoll möglich sein soll. 






Inwieweit fügt sich dieses Projekt als Baustein in ihr Konzept eines „nachhaltigen“ Unternehmens ein?

Wir verfolgen schon seit Jahrzehnten den Ansatz, dass wir uns mit unserem Unternehmen auch baulich ins Ortsbild einfügen wollen. Mit der Materialauswahl und den Proportionen versuchen wir kein Fremdkörper hier in unserer ländlichen Gemeinde zu sein. Insofern ist die neue Lagerhalle eine konsequente Fortsetzung. Wir haben uns für das Material Holz und eine möglichst kluge Einbindung in die Landschaft entschieden. Die „nur“ 12 Meter hohe Halle wird zu einem Viertel über bepflanzte Erdanwallungen kaschiert. Es werden heimische Büsche, Bäume und Sträucher ringsherum gepflanzt. Die Zielsetzung ist, das gesamte Betriebsgelände als Biotop mit möglichst vielen Habitaten für Flora und Fauna zu gestalten.

Neben dem Bau des Gründachs haben Sie sind auch den Grünen Kasten initiiert und füllen in Ihrem Unternehmen nur Mehrwegflaschen ab. 

Genau, das ist die konsequente Fortsetzung unserer Strategie. Wir versuchen unter anderem über den Grünen Kasten, den wir an kleinere Unternehmen verleihen, wodurch diese keine eigenen Kästen anschaffen müssen, unsere Philosophie ins Land zu tragen. Wir arbeiten mit Unternehmen wie selo zusammen, die auch ähnliche Werte, Ideale und Ansprüche teilen. Über unsere Projekte und Dienstleistung kommunizieren wir unsere Vorstellung von nachhaltigen Unternehmen. 

Wir bedienen vielfach eine junge und kritische Zielgruppe und wollen nicht nur eine blumige Marketing-Fassade aufbauen, sondern auch ohne rot zu werden sagen können: „ja, du kannst herkommen, du kannst dir anschauen, dass das was wir kommunizieren hier wirklich greifbar und sichtbar ist.“ Das geht vielleicht als Familienunternehmen besonders gut, sie folgen oftmals klügeren Anreizen, weil sie tendenziell in Generationen denken und somit langfristiger. Leute die in Konzernen arbeiten sind meist darauf angewiesen quartalsweise entsprechende Ergebnisse vorzulegen. Wir sind davon überzeugt, dass das was wir machen langfristig ökologisch und auch ökonomisch sinnvoll ist. Aufgrund der Strukturen haben es Manager in Konzernen schwer so zu agieren. Der Vorteil in familiengeführten Einheiten ist es, die Dinge, von denen man überzeugt ist, auch umsetzen zu können.

Wie schaffen Sie es sich als Familienbetrieb im „Haifischbecken Getränkemarkt“ zu behaupten? 

Diese Frage habe ich mit auch gestellt, als ich hier Verantwortung übernommen habe. Das war zu einem Zeitpunkt an dem in der Getränkebranche alles auf PET-Einweg eingestellt war und das Land von einer Flut von Mineralwasser und Erfrischungsgetränken in Plastikeinwegflaschen überrollt wurde. Damals haben wir geglaubt zarte Anzeichen zu erkennen, dass es Teile der Verbraucher gibt, die etwas anderes wollen. Wir haben erkannt, dass wir im Massenmarkt mit diesen großen Einheiten keine realistische Chance haben zu bestehen und haben versucht unsere Nische zu finden. Wir haben uns entschieden auf eine Zielgruppe zu setzen der Umweltthemen am Herzen liegen. Und da sind wir inzwischen. Der Wettbewerb ist nach wie vor sehr hart in unserer Branche, aber wir glauben dass wir dort 2010 mit unserer Entscheidung in Glasmehrwerttechnik zu investieren auf das richtige Pferd gesetzt haben. Es gibt zunehmend mehr kritische Verbraucher, die Vorbehalte gegen Plastik hegen. Die Diskussion um Plastikmüll und Plastik in den Weltmeeren ist überall in den Medien präsent. Die Themen sind durchaus auch in der breiten Bevölkerungsschicht angekommen.Die Einweg-Kunststoffflasche stagniert in den letzten Jahren im Getränkemarkt und ist in Teilen sogar rückläufig. Die Glas-Mehrwegflasche hat in Deutschland wieder angefangen zu wachsen und das gerade bei qualitativ hochwertigen Produkten. Wer sich über Ernährung gedanken macht, wer qualitativ hochwertige Getränke will, will diese Getränke auch in umweltfreundlichen, in diesem Fall Glas-Mehrwegflaschen haben.

Wenn Sie für eine Kampagne verantwortlich wären, in der es um nachhaltige Produktion und Konsum gehen soll –  An wen würde Sie ihre Botschaft richten und was wäre sie?

Das ist eine schwierige Frage. Ich denke schon, dass wir unsere Kampagne maßgeblich an den Verbraucher richten würden. Um einen Wandel im Land hinzubekommen ist ein Aufstehen der breiten Masse erforderlich. Das sieht man aktuell sehr schön an der Fridays for Future Bewegung. Wenn die breite Bevölkerung aktiv wird, dann gerät auch die Politik unter Handlungsdruck. Viele wichtige Entscheidungen sind dem demokratischen Meinungsbildungsprozess entzogen, da große Konzerne viel Druck über Lobbyismus ausüben. Dagegen kann man sich nur wehren indem die breite Bevölkerung etwas tut. Der Verbraucher ist alleine machtlos aber in der Masse verdammt mächtig. Das sieht man auch in der Handelswelt. Durch die Branche waberte sogar das Gerücht, dass sich die Discounter angeblich mit Glas Mehrwegflaschen beschäftigen sollen. Das tun sie jedoch nicht aus Überzeugung sondern weil sie die Entwicklung auf dem Markt beobachten. Selbst Coca-Cola sieht sich gezwungen, in Deutschland entgegen jeglicher Überzeugung in Glas Mehrweg zu investieren, da ihnen die junge kritische Kundschaft abhanden kommt. Das finde ich bemerkenswert und daran sieht man die Macht der Verbraucher. Jetzt merkt Coca-Cola, dass über viele StartUps, die im Glas -Mehrweg aktiv sind erheblicher Wettbewerb entsteht und ihnen die Zielgruppe der Zukunft tendenziell abhanden kommt. Dieser Entwicklung sieht man auch im Lebensmitteleinzelhandel, der jetzt plötzlich, egal ob aus Überzeugung oder nicht, regionale, lokale, biologisch angebaute Produkte ins Sortiment nimmt. 

Es besteht also Grund für Optimismus.

Ja wenn man den nicht hat, dann fällt es schwer überhaupt aktiv zu sein. Natürlich sind die globalen Entwicklungen oder die Großwetterlage schon bedrückend, aber nunja, um mit Erich Kästner zu sprechen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Ich glaube schon für den Einzelnen erwächst die Verpflichtung, das was in seiner Macht steht zu tun und das versuchen wir als Unternehmen und das kann eben jeder kritische Verbraucher. Die Summe der Dinge führt dann doch zu Veränderung. 

Das ist ein schönes Schlusswort.


Mineralbrunnenbetrieb Auburg Quelle

Hauptstraße 84 I 49419 Wagenfeld